Sie begannen im Stall, heute blicken sie über die Grenzen hinaus

KANAŠ. Eine Eisenstange mit glühendem Ende wird im Schraubstock fixiert. Der Schmied greift zum Hammer und beginnt mit lautem Krachen daraufzuschlagen – drei Schläge mit der rechten, zwei mit der linken Hand. Ein Schritt zur Seite, und das Ritual beginnt von vorn.

Die Knie sind leicht gebeugt, die Füße fest auf dem Boden. Würde ein Laie den mehrere Kilo schweren Hammer schwingen, endete es wohl schnell mit einem Unfall.

Doch Daniel Dráb ist geübt. Mit präzisen Bewegungen tanzt er um die glühende Eisenstange und bearbeitet die roten Kanten gekonnt mit dem Hammer.

Gemeinsam mit vierzehn weiteren Mitarbeitenden arbeitet er in der Kunstschmiede Ukovmi im Dorf Kanaš nahe Prešov.
Das Unternehmen gehört den Brüdern Martin und Miroslav Poloha – in diesem Jahr feiern sie das 20-jährige Bestehen der Firma.

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Sie fertigen handgeschmiedete Tore, Kronleuchter, Geländer, Möbel, Schaukeln, aber auch Treppen und verschiedene Verzierungen an.
Angefangen haben sie im Stall des Elternhauses. Heute denken sie darüber nach, ihre Produkte ins Ausland zu erweitern.

Das Brüderpaar

- Mein Bruder wurde Kunstschmied, aber da ich ein antikommunistischer Geist war, durfte ich nur Elektriker werden - erzählt Martin Poloha, der ältere der beiden Brüder. Schmiedekunst gab es in der Familie nicht. Sein sechs Jahre jüngerer Bruder Miroslav war einmal auf einer Schulexkursion in einer Schmiede und entschied sich damals, diesen Beruf professionell auszuüben.
- Wir fertigen viele Weinkeller, daher kommen häufig Weingut-Motive vor - erklärt Martin Poloha, Geschäftsführer von Ukovmi.

- Als ich sah, wie mein Bruder schmiedete, gefiel mir das so sehr, dass ich alles hinschmiss und wir seitdem zusammenarbeiten - erklärt Martin.

Obwohl er mit heißem Eisen, Schmieden und Maschinen umgehen kann, kümmert sich Martin heute hauptsächlich um den kaufmännischen Bereich. Miroslav ist Produktionsleiter und arbeitet täglich mit den anderen Männern in der Werkstatt.

Ihre erste kleine Werkstatt bauten sie im Jahr 2001. Sechs Jahre später war klar, dass sie erweitern mussten, und so entstand eine größere Werkstatt.

Obwohl Martin Elektriker ist, kommt ihm das letztlich zugute. Kürzlich begannen sie mit der Herstellung von Leuchten, und so ist es für ihn kein Problem, diese in Betrieb zu nehmen.

Inspiration aus der Natur

Über Martins Schreibtisch hängt ein geschmiedeter Kronleuchter, der wie ein Eichenast aussieht. Er ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Es gibt Eicheln in verschiedenen Größen, einige sind länger, andere krumm.

Hier und da befinden sich Äste, die vom Wind oder wilden Tieren gebrochen zu sein scheinen. Die Blätter sind verdreht und zeigen in unterschiedliche Richtungen, es sieht so aus, als wäre der Ast gerade erst von einem Baum gerissen worden. Der ganze Kronleuchter wirkt so, als hätte jemand eine Form in Baumform gemacht und ihn gegossen, statt ihn aus Eisenstücken zu schmieden.

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„Wir machen viele Weinkeller, deshalb kommen bei uns oft Weinmotive vor. Für Jäger haben wir Eichenäste“, sagt Martin und betont, dass sie oft Inspiration aus der Natur schöpfen. Er erzählt, wie sie einmal für einen Kunden ein Geländer am Pool entworfen haben.

Als der Kunde ihn kontaktierte, war er gerade auf einer Wanderung in der Tatra am Fluss Poprad. Er bemerkte, wie das Wasser die Ufer unterspült hatte und Äste über den großen Kieseln ragten. So zeichnete Martin eine Skizze in diesem Stil und zeigte sie dem Kunden. „Er war begeistert“, lacht Martin Poloha.

Obwohl Schmieden auf den ersten Blick eine kraftvolle Arbeit ist, gehören Zeichnungen und künstlerische Entwürfe zu einem wichtigen Teil der Arbeit. Martin sagt, sein Bruder zeichne sogar noch schöner. Miroslav hört das nicht, er ist gerade mit den anderen in der Mittagspause. Obwohl es erst halb elf ist, arbeitet man in der Schmiede schon vom frühen Morgen. Die Arbeit ist hart, deshalb dauert die Mittagspause oft über 45 Minuten.

Vom Eisenstück...

Das Büro mit dem Eichenzweig-Kronleuchter liegt hinter dem „Showroom“, also der Musterausstellung, wo die Verwaltung sitzt. Dort werden Bestellungen bearbeitet und die Entwürfe der Projekte gefertigt. Gefällt dem Kunden die Skizze, muss sie vermessen werden.

Das heißt, es wird festgelegt, welche Art Eisen für welchen Teil verwendet wird, wie lang die einzelnen Teile sein sollen und wie dick die Stäbe sein müssen. Es klingt etwa so: „Dreißig Rundstahl, 70 hoch, Ring schmieden unter der Kerze.“ In der Verwaltung gibt es auch Musterstücke. Kerzenhalter, Lampen, Kronleuchter, Ständer, Tore, Zäune, Schaukeln, Tische, Stühle und auch geschmiedete Rosen.

Ältere Arbeiten sind auch vor dem Eingang ausgestellt. Viele tragen das spezielle UKOVMI-Logo, das die Polohas vor Jahren beim Amt für geistiges Eigentum registrieren ließen.

Auf die Frage, ob sie ein Schmiedemuseum eröffnen wollen, lacht Martin nur. Er weist darauf hin, dass man das Auto umparken müsse, weil gerade ein LKW mit Material angekommen sei.

„Wir kaufen nicht in großen Mengen ein, wir bekommen wöchentlich zwei bis drei Tonnen Eisen“, sagt er und erklärt dem erstaunten Blick, dass „groß“ in dieser Branche Dutzende Tonnen bedeuten. Früher kauften sie auch Halbfabrikate wie verschiedene Spitzen für Tore, aber damit haben sie aufgehört. Heute konzentrieren sie sich auf Handarbeit.

...zum riesigen Kronleuchter

Vom Lager geht das Material in die Werkstatt. Aus dem großen Lautsprecher läuft Popmusik. Die Mittagspause ist vorbei und die Schmieden werden langsam wieder angeheizt. Bevor das Eisen ins Feuer kommt, muss es genau zugeschnitten werden.

„Flachstahl 30x8, Kante, P101“, kommentiert Miroslav Poloha seine Arbeit in der Werkstatt. Er erklärt, dass er aus diesem 30 Zentimeter langen Stück Eisen einen Ring mit 16,6 Zentimeter Durchmesser macht. Der „Kante“ ist das Muster, wie das Eisen verarbeitet wird, P101 der Code für diese Verarbeitung.

Diese Ringe werden in den Leuchten verbaut. Neben Miroslav arbeitet auch Schweißer Slavo Olejník daran. Seine Aufgabe ist es, mit dem Autogen Löcher in die Abdeckung zu schneiden und mit dem Schweißgerät das Eisen „aufzurollen“. „Schaut nicht in die Flamme, sonst schlaft ihr nicht ein“, warnt er beim Einschalten des Schweißgeräts.

In der benachbarten Werkstatt arbeiten zwei Meister an einem anderen Auftrag. Prešov hat die Rekonstruktion historischer Gitter für den Kultur- und Erholungspark bestellt. Die Schmiede erhitzen Eisen in den Schmieden und drehen es.

Wie man richtig schmiedet

Den Lärm in der Werkstatt gewöhnt man sich nur schwer. Bei jedem Hammerschlag zieht man unwillkürlich die Zähne zusammen, die Schmiede scherzen, es sehe aus, als würden sie sich mit dem Hammer auf die Finger schlagen. Die Fenster sind geöffnet, aber man müsse die Nachbarn nicht bemitleiden. Es ist ein altes Elternhaus, heute leerstehend.

Es gibt drei Schmieden in der Werkstatt, aber nur zwei laufen, beide gasbetrieben. Eine klassische Kohleschmiede haben sie auch, die wird aber nicht mehr benutzt, da sie zu teuer und für das Eisen zu riskant ist. Bei der Gasschmiede reicht es, die Temperatur einzustellen. Innen sind mehrere Eisenstäbe, deren Enden glühend orange sind.

„Ich habe eine Skizze, nach der ich arbeiten muss. Die glühenden Enden fixiere und drehe ich so weit es geht“, beschreibt Schmied Matúš Benèo seine Arbeit. Er war Klassenkamerad von Miroslav Poloha. Benèo hatte seine Werkstatt in Ivanka bei Bratislava, entschied sich aber, zu seinem Freund in den Osten zu ziehen.

Das glühende Eisen lässt sich überraschend leicht formen. Man muss nur vorsichtig ein paar Mal draufschlagen, und es ist in der gewünschten Form verdreht. Zum Schluss wird es noch auf dem Amboss mit ein paar Hammerschlägen geglättet. Sein Kollege bearbeitet in der Zwischenzeit dickere Stangen an der „Bucháre“.

In einer Ecke der Werkstatt liegen weitere Produkte, die auf Fertigstellung warten. Meist werden mehrere Projekte gleichzeitig gemacht, weil jedes seine Zeit braucht. Die Herstellung eines großen Leuchters dauert zwei bis drei Wochen, wenn nur eine Person daran arbeitet.

Hinter den zwei Werkstätten gibt es noch kleinere Räume, einer dient zum Lackieren, im anderen wird die sogenannte Patina aufgetragen. Diese ist meist kupfer- oder silberfarben. Das Produkt sieht dann so aus, als hätte es schon ein Alter, obwohl es frisch gefertigt sein kann.

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In Richtung Ausland

„Mittlerweile übernehmen wir meist größere Projekte, und kleinere Aufträge werden immer seltener. Manchmal arbeiten wir an einem einzigen Haus zwei bis drei Jahre,“ sagt Martin Poloha. Sie hatten sogar einen Kunden, für den sie seit 2012 gearbeitet haben – abgeschlossen wurde das Projekt erst im Juli dieses Jahres.

Meist bestellen die Leute zunächst nur etwas Kleines, zum Beispiel ein paar Lampen. Doch die Polohas legen immer auch einen Katalog mit weiteren Produkten bei. Viele Kunden melden sich dann später wieder, um ein Geländer, eine Schaukel oder eine Treppenbeleuchtung in Auftrag zu geben.

Der Katalog ist auch in Fremdsprachen erhältlich. Er enthält exklusive Stücke wie etwa eine geschmiedete Wendeltreppe, die sich um einen großen Baumstumpf windet – sie sieht aus, als würde sie um einen Baum wachsen.
Ein Bild ihres Kerzenhalters im Hotel Tri Studnièky in der Demänovská Dolina wurde sogar in einem Film gezeigt, was sie dann auch in ihrer Facebook-Werbung genutzt haben.

„Wir möchten unsere Arbeit nach und nach auch ins Ausland ausweiten. Wir haben einige Aufträge in Deutschland, aber es geht sehr langsam voran. Die Expansion verläuft nicht so schnell, wie wir uns das vorgestellt haben – aber wir sind zuversichtlich, dass es sich nach und nach bessert,“ schließen die Brüder Poloha hoffnungsvoll.

Quelle: www.sme.sk